willkommen
kontakt
impressum
suchen

Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel2002-12-16 → Geburtstagsgedicht für Fr. Denk
ortografie.ch ersetzt sprache.org ortografie.ch ersetzt in zukunft sprache.org
Quelle (nicht mehr aktiv): ,

Geburtstagsgedicht für Friedrich Denk

rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?WedDec1815:40:18CET2002

Gruß und Dank im Namen vieler 16.12.2002 Hans Krieger  
Geburtstagsgedicht für Friedrich Denk

Bei der Feier zum 60. Geburtstag von Friedrich Denk (* am 16.12.1942 in Wohlau) trug Hans Krieger folgendes Gedicht vor:

Mein lieber kampferprobter Friedrich Denk:
so geht’s dahin, nun also sind Sie sechzig
und tummeln immer noch als kühner Hecht sich,
erhaben über kleinliches Gezänk.
Der Schreibreformer-Klüngel kriegt die Kränk,
erblickt er Sie, greift schlotternd ans Gemächt sich
und alpträumt, daß man bald mit Fug ihn henk‘,
zumindest in den Orkus ihn versenk‘.
Die feige Bande ängstigt ganz zu Recht sich,
denn wer die Sprache schändet, der erfrecht sich
nicht lange ungestraft: der Frevel rächt sich.
Am Ende kommt er doch, der große Schwenk,
beschämt verkriecht dann das Reformgeschlecht sich.
Nach diesem Tag, Herr Denk, mit Ihnen lechz‘ ich,
daß er für lange Müh‘ den Lohn uns schenk‘.
Das wär ein Grund, wenn ich es recht bedenk‘,
daß man mit Lust und dankbar sich betränk‘.
Ein Fest wird das, man jubelt und bezecht sich.
Das klein’re Fest ist heute: Denn die Sechzig
ist in des Daseins Lauf ein Zeitgelenk
von wenig Wirkkraft. Daß sich nun beschränk‘
des Lebens Radius, glaubt kein Friedrich Denk,
denn zum Verzagen eignet er nur schlecht sich,
und vor dem Schicksal beugt er nie als Knecht sich.
An Jahren reifer, reckt er ungeschwächt sich,
als vorn Besechster steigert er noch echt sich.
Mein Reim ist holperig und ungelenk,
gar rauh für zartgestimmte Ohren krächz‘ ich.
Doch zählt nicht nur das Äuß’re, so verfecht’s ich,
nie gilt Verpackung mehr als das Geschenk.
Doch nach und nach zerfranst das Wortgeflecht sich,
der Atem geht mir aus, denn auf die sechzig
reimt sich nicht viel. Drum eh‘ ich mir verrenk‘
die Zunge, hör ich auf. Denn daß ihm stänk‘,
dem Denk, mein Reimwerk, wär‘ mir arg. Nun ächz‘ ich:
ad multos annos, lieber Friedrich Denk!

Hans Krieger, langjähriger Kulturredakteur der Bayerischen Staatszeitung, Essayist, Kritiker, übersetzer (u.a. von Verlaine) und Lyriker (Im Schattenschwarz deines Haars, 1995; Blinzelblicke. Ein Frühjahr in Manhattan, Bilder und Gedichte, 2002); seit 1973 (!) Kritiker der Rechtschreibreform (vgl. Der Rechtschreibschwindel, 2. Auflage 2000).